Dienstag, 4. Dezember 2012

Der Jedermann-Satellit

2012 fing es an: Die Idee, dass die alten Satelliten inzwischen von den Möglichkeiten eines normalen Mobiltelefones längst überholt worden sind, brachte die NASA und andere Firmen auf die Idee, ein Handy als Satellit zu nutzen. Nach einiger Zeit der Entwicklung und des Probierens ging es dann los. Der erste Satellit wurde, ausgestattet mit einem Mobiltelefon, Solarzellen und natürlich einem festen Rahmen, ins All geschickt.

Man feierte dies als Innovation und bald wurden die relativ günstig herzustellenden Satelliten in großer Zahl ins All gejagt. Wissenschaftler konnten nun neue Positions-Daten nutzen, aus den Kameras mit Neigungswinkel neuere Bilder von den Sternen machen etc.


Alle waren begeistert. Irgendwann dann auch die, die nicht unbedingt wissenschaftliche Neugier in sich trugen. Immerhin waren die Kosten von knapp 3500$ bis knapp 10.000$ für jemanden mit krimineller Energie nicht allzu hoch.


Auch ein Telefon zu erweitern war nicht so schwer. Die Kamera konnte, je nach Telefon, mit Optiken verbessert werden. Somit stellte sich nur eine Frage: Wie bekommt man so einen Satelliten nach oben?

Nun, auch dort liess sich was machen. Findige Hobby-Bastler hatten schon lange diverse Möglichkeiten erfunden, sehr hoch in die Luft zu kommen. Seien es Ballons oder Raketen, alles das gab es schon. Nur halt nicht so ausgereift. Mit Geld wurde auch dieses Problem kleiner.

Meine Leuten bastelten, bauten, probierten, testeten und versuchten alles, bis sie soweit waren, wie mir das gefiel. Zahlreiche Raketen jagten wir in den Himmel. Schwierig war nicht nur die Beschaffung des Treibstoffes. Wir mussten genau schauen, wo wir die Raketen gen Himmel jagten. Immerhin sind die heutigen Passagierflugzeuge sehr empfindlich und die Flugsicherheit sehr nervös bei unbekannten Flugobjekten.

Endlich schafften wir es, dass die Rakete oben blieb. Und sie sendete sogar Daten. Dummerweise keine, mit denen wir etwas anfangen konnten. Immerhin. Es gelang.
Bald schickten wir, weit draußen auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz, Rakete Nummer 2 in den Himmel. Mein Chef-Techniker hatte die optimale Höhe errechnet. Schwerelos sollte sie über der Stadt meiner Wünsche schweben und es mir ermöglichen, alles zu sehen, was ich wollte. Strom hatten wir, lediglich der Treibstoff war arg begrenzt, daher musste die geostationäre Umlaufbahn, wenn sie erst mal eingestellt, bestehen bleiben.

Unseren Erfolg feierten wirgebührlich. Da es Sommer war, konnte der Techniker die Möglichkeiten gleich mit Livebildern vom Strand austesten. Was für ein Anblick. Wenn ich nicht aufpasste, schauten auch die anderen nach ihren Frauen. Scheiß Eifersucht. Sollen sich einfach 'ne andere suchen.

Dann ging's los. Erst mal die kleinen Dinge des Lebens genießen. Was hat der Nachbar so im Garten? Einen Hund oder gar ein teures Auto? Gut zu wissen. Ach, seine Frau geht fremd mit dem Nachbarn von nebenan, gut zu wissen. Er selbst hat Sex im Garten mit der Haushaltshilfe? Gut zu wissen. Das Dachfenster lässt einen guten Einblick in sein Atelier? Er hat dort einen sündhaft teuren Fernseher stehen. Gut zu wissen.

Als meine Leute auf diese Weise die Informationen gesammelt hatten, konnten wir die Gang los schicken. Diese holten die Autos, Fernseher und ggf. Geld aus den Häusern. Leise, schnell und zielgerichtet. Und im Anschluß rieten wir den ehemaligen Besitzern, nicht zur Polizei  zu gehen. Klappte gut.

Damit hatten meine Leute Übung mit der Kamera, die Gang Sicherheit bei den Einbrüchen. Die Zusammenarbeit klappte gut. Somit konnten wir den Anspruch raufschrauben und wertvollere Dinge "organisieren".

Ein kleiner Juwelier in der Stadt wurde ausgekundschaftet. Er lag zwar mitten in der Stadt, verfügte jedoch über einen Hinterhof, der durch einen weiteren Tunnel erreicht werden konnte. Ein Schlüssel zum Tor war leicht beschafft, mit Hilfe unseres Satelliten konnten wir ein Dachfenster ausmachen, welches eventuell genutzt werden konnte.

Die Gang wurde vor Ort geschickt und brachte die gewünschten Informationen. Rein durch den Hinterhof, rauf auf das Dach, das wohl vergessen worden war und dann drinnen durch den Flur in den Laden. So war der Plan.

Nach einigen Vorbereitungen ging es los. Hinterhof und Dachfenster waren wirklich kein Problem, lediglich im Gebäude waren Bewegungsmelder ein Problem. Doch ein gezielter Stromausfall behob auch das. Wozu hatten wir Leute bei den Stadtwerken? Der Rest war leicht: Im Laden alles eingesammelt, was zu holen war und raus. Das musste schnell gehen, da durch die aufgebrochenen Vitrinen Alarm ausgelöst wurde. Das war einkalkuliert.

Die Gang verlies das Gebäude und machte sich aus dem Staub. Mit Hilfe des Satelliten konnten wir die nahenden Polizeiwagen sehen und unser Fahrzeug umlenken oder kurz in Einfahrten dirigieren. Ein Traum.

So machten wir weiter. Immer, wenn die Schlagzeilen zu viel wurden, legten wir eine mehrmonatige Pause ein. Nur keine Fehler machen. Die Kontaktleute zur Gang wurden regelmäßig ausgetauscht, nur meine Leute kannten sich persönlich. So waren die Ausführenden austauschbar und es kein Problem, wenn sie fest genommen werden sollten. Im Knast konnten wir sie dann mit Annehmlichkeiten versorgen, damit sie dicht hielten.


Geht's weiter?


Inspiriert wurde ich zu dieser Geschichte von diesem Artikel:
http://stadt-bremerhaven.de/android-smartphones-als-niedrigpreis-satelliten/

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